In unserer globalisierten und vernetzen Welt haben die Maßnahmen eines Landes oftmals Auswirkungen auf andere Länder – sogenannte Spillover-Effekte. Während diese zwar auch positiv sein können, ist tatsächlich oft das Gegenteil der Fall: Es entstehen unerwünschte Kosten und schädliche ökologische oder soziale Folgen für die betroffenen Länder, insbesondere des globalen Südens. Somit können negative Spillover-Effekte die Bemühungen anderer Länder untergraben die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu erreichen. Beispiele dafür sind die Auslagerung von emissionsintensiven Produktionsprozessen, die Nachfrage nach Rohstoffen (z.B. Palmöl) deren Anbau die lokale Biodiversität gefährden kann oder die Duldung schlechter Arbeitsstandards in internationalen Lieferketten. Dabei geht es um die globale Verantwortung jedes Landes, sich nicht nur auf die eigenen Bemühungen zu konzentrieren, sondern auch die Auswirkungen seines Handelns im Ausland zu verstehen, zu messen und sorgfältig zu steuern. Dabei müssen auch Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Arten von Spillover-Effekten berücksichtigt werden und das Ziel muss lauten, positive Spillover-Effekte zu verstärken und negative Spillover-Effekte zu reduzieren. Insbesondere die 2030 Agenda selbst macht dies durch ihre Ziele 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum), 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion) und 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele) sowie die Forderung nach Politikkohärenz für nachhaltige Entwicklung deutlich. Während Deutschland beim SDG-Index-Ranking des Sustainable Development Reports regelmäßig sehr gut abschneidet (2022: Platz 6 von 163), sieht es mit Blick auf das Spillover-Ranking anders aus: Hier befindet sich Deutschland wiederholt am untersten Ende des Rankings und schneidet 2022 mit Platz 149 von 163 erneut schlecht ab. Im Rahmen der 9. Jahresversammlung von SDSN Germany werden wir mit Politiker*innen und Expert*innen diskutieren, welche konkreten Maßnahmen es in Deutschland schon gibt bzw. entwickelt werden müssen, um den negativen Fußabdruck Deutschlands zu verringern. Aus dieser Diskussion sollen gemeinsam Handlungsempfehlungen entwickelt werden, die, insbesondere im Rahmen der vom UN-Generalsekretär ausgerufenen „Dekade des Handelns“ zur Umsetzung der 2030 Agenda, zur konstruktiven Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele beitragen.