05.12.2024 2030 Agenda, Multilateralismus, Nachhaltigkeitspolitik, SDG von Sarah Löpelt Et al.

SDSN Germany und wpn2030 beim HLPF 2024: Austausch und internationales Peer-Learning zur Agenda 2030 durch Engagement von Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Jugend

Veranstaltungen und Aktivitäten von SDSN Germany und der wpn2030 beim HLPF 2024

Das Hochrangige Politische Forum für Nachhaltige Entwicklung (HLPF) der Vereinten Nationen (UN) ist die zentrale UN-Plattform für die Überprüfung der Umsetzungsfortschritte der Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Vom 8. bis 17. Juli 2024 fand das HLPF unter dem Titel „Reinforcing the 2030 Agenda and eradicating poverty in times of multiple crises: the effective delivery of sustainable, resilient and innovative solutions” in New York statt. Die Geschäftsstelle von SDSN Germany sowie Vertreter:innen des Teams der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030) nahmen als Teil der deutschen Delegation an verschiedenen Veranstaltungen über die gesamte Dauer der Konferenz teil und organisierten auch eigene Aktivitäten, wie ein gemeinsames Side-Event, ein Online-Briefing (SDSN Germany) und eine Expert:innendiskussion (SDSN Germany). Vorab führte die Geschäftsstelle zudem eine Umfrage unter den Mitgliedern und Partnern von SDSN Germany über mögliche Aktivitäten des Netzwerks beim HLPF durch.

Das Team der Geschäftsstelle von SDSN Germany und Vertreter:innen der wpn2030 treffen sich mit einem Teil der deutschen Delegation für ein Debriefing im UN-Hauptsitz in New York: Dr. Axel Berger (3.v.r., SDSN Germany/wpn2030), Tabea Waltenberg (4.v.l., SDSN Germany), Sarah Löpelt (3.v.l, SDSN Germany/wpn2030), Dr. Julius Rathgens (6.v.l., wpn2030). ©BMUV

Veranstaltungen und Aktivitäten von SDSN Germany und der wpn2030

Mit der Umfrage der SDSN Germany-Geschäftsstelle im Vorfeld sollte ein besserer Überblick über die geplanten Aktivitäten der Mitglieds- und Partnerorganisationen des Netzwerks geschaffen werden. Dafür wurde unter anderem abgefragt, für wen das HLPF eine relevante Veranstaltung ist, wie die Geschäftsstelle unterstützen und das Netzwerk beim HLPF vertreten kann und wo sich kurzfristige Kooperationsmöglichkeiten ergeben können.

Zum Auftakt des HLPF fand am 08. Juli 2024 die Eröffnung in der General Assembly der UN statt und lieferte eine wichtige Botschaft: „Die Erreichung der SDGs schaffen wir nur in Zusammenarbeit und mit mutigen Handlungen und Lösungen!“. Am Abend organisierte die Geschäftsstelle von SDSN Germany ein Vernetzungsabendessen für die deutsche Delegation, bestehend aus Regierungs- und Nicht-Regierungsvertreter:innen.

Informelles Vernetzungstreffen beim Abendessen mit der deutschen Delegation in New York. ©SDSN Germany

Zudem veranstaltete SDSN Germany gemeinsam mit dem Global Policy Forum, dem Forum Umwelt und Entwicklung und der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) am 15. Juli 2024 das Online-Briefing „Globale Nachhaltigkeitsdiplomatie in Krisenzeiten“. Teilnehmende berichteten (überwiegend) live aus New York über den Stand der Diskussionen beim HLPF.

Das von SDSN Germany, der wpn2030 und dem kolumbianischen Think Tank Cepei am 15. Juli 2024 organisierte Side-Event “Peer Learning and Capacity-Building for integrated NSDS implementation and reporting“ fand im New Yorker Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) statt. Ziel des Events war es, Peer-Learning und Kapazitätsaufbau für eine integrierte Governance nationaler Strategien für nachhaltige Entwicklung (NSDS), basierend auf dem Global Sustainable Development Report (GSDR) 2023, zu diskutieren. Fallbeispiele aus Deutschland, Brasilien und Lateinamerika/Karibik beleuchteten Bedingungen und Hindernisse für eine effektive SDG-Governance.

Sarah Löpelt stellt beim Side-Event in einem Impulsvortrag die wichtigsten Erkenntnisse aus dem GSDR 2023 zum Transformationshebel „Kapazitätsaufbau“ vor. ©SDSN Germany

Den ausführlichen Bericht zum Side-Event finden Sie hier.

Zusätzlich veranstaltete die SDSN Germany-Geschäftsstelle am 12. Juli 2024 eine Expert:innendiskussion zur Verknüpfung der Agenda 2030 und des HLPF mit internationalen Verhandlungsprozessen und -foren. Dabei wurde die wichtige Funktion des HLPF als einziges internationales Forum zur Überprüfung der Agenda 2030-Umsetzung und als Raum für Austausch und gegenseitiges Lernen herausgestellt.

Rückblick auf das HLPF: Wichtige Erkenntnisse und Highlights

Anschließend an den ersten Science Day beim HLPF 2023 fand beim diesjährigen HLPF der Science Day am 9. Juli 2024 zu dem Thema “Harnessing the power of science for the SDGs: Evidence-based implementation successes worldwide” statt. Die Veranstaltung brachte Expert:innen u.a. aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammen. Es wurden wichtige Erkenntnisse zur Rolle der Wissenschaft für die beschleunigte SDG-Umsetzung diskutiert. Aus den Vorträgen, Diskussionen und Fallstudien waren unter anderem folgende Erkenntnisse für SDSN Germany und die Wissenschaftsplattform zentral:

  • Wissenschaft kann wesentlich zur Beschleunigung der SDGs beitragen. In Zeiten wachsender Ungleichheiten und eines herausgeforderten Multilateralismus kann die Wissenschaft eine verbindende Kraft innerhalb der internationalen Gemeinschaft sein. Sie ist entscheidend für Vorausschau und den Aufbau von Resilienz und spielt daher eine große Rolle für den diesjährigen Zukunftsgipfel.
  • Wissenschaft, Politik und Gesellschaft müssen Hand in Hand arbeiten: Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten handlungsorientiert sein und bei der Lösung realer Probleme helfen. Für ein effektives Science-Policy-Interface braucht es gezielte Kommunikation, klare Richtlinien zur Umsetzung, Zeit und personelle Ressourcen, den Aufbau von Kapazitäten (z.B. Systemdenken, kritisches Denken, Voraussicht) und ein verstärktes Verständnis für den Nutzen wissenschaftlicher Erkenntnisse für politische Entscheidungen.

Hier geht es zur Aufzeichnung der Veranstaltung.

2. Science Day am 9. Juli 2024 im Rahmen des HLPF 2024. ©SDSN Germany

Am 10. Juli 2024 nahmen das SDSN Germany-Team und Vertreter:innen des wpn2030-Teams an einem Online-Side-Event, organisiert von der Abteilung für die SDGs des UN DESA/DSDG (in Zusammenarbeit mit dem UN Development Coordination Office und UNDP), teil. Unter dem Titel “SDGs in Practice: Driving the national transformations we need: lessons from the Global Sustainable Report“ beschäftigte sich die Sitzung mit den Erkenntnissen des GSDR 2023 und deren praktische Anwendung. Im Fokus standen die Herausforderungen und Lösungen, die mit den systemischen Veränderungen verbunden sind, die für die Erreichung der SDGs notwendig sind.

Wesentliche Erkenntnisse:

  • Herausforderungen und neue Kapazitäten: Die Notwendigkeit, systemisches Denken und Schlüsseltransformationen zu fördern, erfordert den Aufbau neuer Kapazitäten für Regierungen weltweit sowie für das UN-System und weitere Partner. „Welche Kompetenzen wir in Zukunft brauchen, hängt davon ab, welche Zukunft wir wollen“, so eine Teilnehmerin des Webinars. Die im GSDR vorgeschlagene Transformationskurve („S-Kurve“) und Maßnahmen zur beschleunigten Umsetzung der SDGs bieten einen strategischen Rahmen, um nationale und lokale Prioritäten zu adressieren.
  • Umsetzung systemischer Ansätze: Einige Länder und Organisationen haben begonnen, die im GSDR geforderten systemischen Ansätze in ihre strategische Planung zu integrieren; sei es durch die Anpassung von Governance-Strukturen oder institutionelle Arrangements (z.B. vertikale oder horizontale/sektorenübergreifende Integration für politische Kohärenz) oder die Einbettung der SDGs in nationale Politiken und Entwicklungspläne bzw. wissenschaftliche Agenden. Ein Beispiel stellt die Übersetzung der sechs Entry Points des GSDR 2019 in die finnische Nachhaltigkeitsstrategie dar. In 2022 wurden Visionen für diese Bereiche für 2030 formuliert, während aktuell ein Umsetzungsplan für die Strategie erstellt werde, der u.a. auf Governancestrukturen, Kapazitäten für nachhaltige Entwicklung und Werte als Triebkraft für S-Transformationen eingeht.

Hier geht es zur Aufzeichnung der Veranstaltung und zum Veranstaltungsbericht.

Einen Tag später fand ein Side-Event zur Nutzung länderübergreifender Peer-Reviews bei der Vorbereitung von VNRs statt. Das Side-Event von dem Global Forum for National SDG Advisory Bodies, der Finnischen National Commission on Sustainable Development und der Economic and Social Commission for Asia and the Pacific (ESCAP) widmete sich der Frage, warum es sinnvoll ist, bei der Erstellung des VNR einen gemeinsamen Review-Prozess mit einem anderen Land zu durchlaufen. Es wurden interessante Praxisbeispiele (z.B. ein Peer-Austausch zum VNR Österreichs mit Bhutan und der Schweiz) vorgestellt, die Vorteile und Herausforderungen für die beteiligten Seiten diskutierten sowie Möglichkeiten zur intensiveren Nutzung solcher gegenseitigen Lernmöglichkeiten in VNR-Prozessen aufzeigten.

Zudem wurden während des Forums informelle Briefings der Major Groups and Other Stakeholders (MGoS) abgehalten, an denen auch SDSN Germany teilnahm. Es wurde dabei deutlich, dass der Zugang der Zivilgesellschaft stark eingeschränkt war – sowohl in Bezug auf den Zutritt zum UN-Gelände als auch auf die Teilnahme an bestimmten Sitzungen. Des Weiteren waren die Möglichkeiten für Wortmeldungen begrenzt.

Das HLPF schloss am 17. Juli 2024 mit der Verabschiedung der bereits im Vorfeld ausgehandelten Minister*innenerklärung, die vor allem die Abschlusserklärung des SDG-Gipfels aus 2023 noch einmal bekräftigt.

Zusammenfassung

Während des HLPF hat die Geschäftsstelle von SDSN Germany sich intensiv dafür eingesetzt, die Anliegen des Netzwerkes in New York zu vertreten und gleichzeitig die Nachhaltigkeitsakteure in Deutschland über die Entwicklungen und Diskussionen vor Ort zu informieren. Obwohl die Zugänge der Zivilgesellschaft vor allem auf dem UN-Gelände und bei bestimmten Sitzungen eingeschränkt waren, bleibt das HLPF eines der inklusivsten internationalen Foren, das Austausch und gegenseitiges Lernen ermöglicht. Die Annahme der Minister:innenerklärung und damit das Bekenntnis der UN-Mitgliedsstaaten zu einer beschleunigten Agenda 2030-Umsetzung ist zudem in Zeiten von Krisen und Konflikten als Erfolg zu werten. Hier ist es von entscheidender Bedeutung, dass eine differenzierte Auseinandersetzung und bedeutungsvolles Engagement von Vertreter:innen der Zivilgesellschaft, Jugend und Wissenschaft (u.a. aus der UN NGO Major Group, Major Group for Children and Youth und Scientific and Technological Community Major Group) in der Umsetzung der Agenda 2030 gefördert wird, auch der Zugang zu multilateralen Foren.

Es besteht weiterhin Verbesserungsbedarf bei der interaktiven Gestaltung von Side-Events. Hier konnten SDSN Germany und die wpn2030 mit dem ko-organisierten Peer-Learning-Side-Event zur integrierten Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien ein positives Beispiel setzen. Es wird auch zukünftig wichtig sein, weitere internationale Foren und Agenden mit dem HLPF und der Agenda 2030 zu verknüpfen, um Synergien zu schaffen und die globale Zusammenarbeit zu stärken. Die Inklusivität der deutschen Delegation beim HLPF ist sehr zu begrüßen. Diese ermöglichte es dem Team vor Ort, wertvolle Kontakte mit verschiedenen Akteuren zu knüpfen. Besonders erfreulich ist dabei, dass SDSN Germany und die wpn2030 mit ihren Initiativen in New York dazu beitragen konnten, die Vernetzung innerhalb der Delegation zu fördern.

Auch die Beiträge von SDSN Germany und der wpn2030 zum Dialogprozess zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS), der zeitgleich zum HLPF lief, unterstreicht: das Netzwerk und die Wissenschaftsplattform engagieren sich für die Umsetzung der Agenda 2030 in, mit und durch Deutschland.

Zum ausführlichen Blogartikel geht es hier.

Der Autor / Die Autorin

Sarah Löpelt

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Der Autor / Die Autorin

Tabea Waltenberg

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Lea Hüffermann

Wissenschaftliche Hilfskraft in der Geschäftsstelle von SDSN Germany. Lea hat 2020 ihren B.A. Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Münster abgeschlossen. Seitdem studiert sie im M.A. Internationale Beziehungen und Entwicklungspolitik in Duisburg. Zurzeit schreibt sie an ihrer Masterarbeit zu den Themen Geschlechtergerechtigkeit und Partizipation von Frauen. Einen inhaltlichen Schwerpunkt setzt sie vor allem im Bereich nachhaltige Entwicklung.