Am 22./23. September 2024 kamen Staats- und Regierungschef*innen der Vereinten Nationen (UN) beim UN-Zukunftsgipfel zusammen. Ziel des Gipfels war es, einen Handlungsrahmen zu schaffen, um Vertrauen in den Multilateralismus zu stärken, die Vereinten Nationen fit für die Zukunft zu machen und die Umsetzung der Agenda 2030 zu beschleunigen. Verhandelt wurden dabei die Themen nachhaltige Entwicklung und Entwicklungsfinanzierung; Frieden und Sicherheit; Wissenschaft, Technologie, Innovation und Digitales; Jugend und zukünftige Generationen sowie die Transformation der globalen Governance. Im Ergebnis hat die UN-Generalversammlung nach mehreren zusätzlichen Verhandlungsrunden auf Regierungsebene den Zukunftspakt sowie als Anhänge einen Global Digital Compact und eine Declaration on Future Generations angenommen. Mit seinen 56 Actions formuliert der Pakt klare Ambitionen für Reformen und weitere Fortschritte beim Aufbau eines multilateralen Systems, das einer Welt im 21. Jahrhundert gerecht wird. Gleichzeitig ist es kein so weitreichendes Dokument, wie zunächst erhofft. Zentral ist nun ein gut strukturierter Follow-up-Prozess. Wie gestaltet sich dieser und wie können wir den multilateralen Reformprozess weiter vorantreiben? Wie können wir die Vorhaben aus den Abschlussdokumenten des Zukunftsgipfels in Deutschland umsetzen? Und welche Ansätze eignen sich besonders für eine beschleunigte Umsetzung der Agenda 2030 in, mit und durch Deutschland?
Am 27.11.2024 kam der Erweiterte Lenkungsausschuss von SDSN Germany unter dem Titel „FromWords to Action: Wie setzen wir die Vorhaben des UN-Zukunftsgipfels in Deutschland um?“ am Ecologic Institut zusammen, um diese Fragen gemeinsam zu diskutieren. Mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft aus unserem Erweiterten Lenkungsausschuss erörterten wir, wie Deutschland die Vorhaben im Zukunftspakt in Taten umwandeln kann und erstellten Roadmaps für ausgewählte SDG-Beschleunigungsansätze bis 2030.
Begrüßt wurden die Mitglieder des Gremiums von unserer Ko-Vorsitzenden Prof. Dr. Gesine Schwan und dem geschäftsführenden Direktor des Ecologic Instituts Christoph Heinrich.
In einem anschließenden Impulsvortrag erörterte Oana Rebedea (UNDP Deutschlandbüro) die Frage „Was bedeutet der UN-Zukunftspakt für die weitere Ausgestaltung der globalen Nachhaltigkeitsagenda auf UN-Ebene?“. Frau Rebedea wies darauf hin, dass der Zukunftsgipfel – vor dem Hintergrund eng verflochtener Herausforderungen in einer sich schnell verändernden Welt – in einem inklusiven Prozess umfangreiche Vereinbarungen hervorgebracht habe. Der Zukunftspakt adressiere neue Themen, wie die internationale Finanzarchitektur, und mache mit dem Globalen Digitalpakt und der Erklärung zu zukünftigen Generationen deutlich, dass die Bedarfe zukünftiger Generationen gesichert werden müssen. Die Erwartung an Staats- und Regierungschef*innen sei nun, den Pakt in politische Vorhaben umzusetzen. Deutschland spiele auf multilateraler Ebene eine wichtige Rolle dabei, insbesondere die gefährdetsten Länder zu unterstützen.
In einem spannenden Panel mit anschließender Diskussion, moderiert von Axel Berger, beleuchteten die Panelist*innen Jens Martens (Global Policy Forum Europe), Dorothea Gieselmann (Auswärtiges Amt) und Ferhat Cicek (DGVN-Jugendbeobachter für den Zukunftsgipfel), die Implikationen des UN-Zukunftspakts für die weitere Ausgestaltung der globalen Nachhaltigkeitsagenda sowie dessen Umsetzung in Deutschland. Einige Highlights aus dem Panel:
- Erfolge: Der Pakt wurde im Konsens verabschiedet, was zeige, dass die Welt zusammenarbeiten könne. Es soll ein Envoy for Future Generations berufen werden, was wichtig für die Umsetzung der Transformation sei. Sehr wichtig seien außerdem die Action Points zu Frieden und Sicherheit sowie zur Bedeutung von Kultur und Sport für nachhaltige Entwicklung. Letzteres sei ein wichtiges Thema für viele junge Menschen in Deutschland, mit dem Potenzial, die Kommunikation über Kulturen und Religionen hinweg sowie Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.
- Defizite: Einige Länder distanzierten sich nach der Verabschiedung vom Pakt. Klimawandel wird im Pakt nicht als Gefahr für den Frieden genannt. „Nicht in allen Actions ist auch Action drin“ – der Pakt nennt jedoch einige rechtsverbindliche Abkommen, wie das Plastikabkommen sowie das Abkommen zu internationalen Steuerkooperationen.
- Für die Umsetzung in Deutschland vor dem Hintergrund geopolitischer Veränderungen wird ein kontinuierliches Engagement für die UN sowie die Mobilisierung junger Menschen und von Zivilgesellschaft entscheidend sein.
In parallelen Workshops diskutierten wir die Potenziale unterschiedlicher Beschleunigungsansätze für die Umsetzung der Agenda 2030 in, mit und durch Deutschland und erstellten Roadmaps bis 2030 für deren Umsetzung in Deutschland, eingebettet in internationale Gipfel und Prozesse. Dazu durften wir auf die Expertise der folgenden Impulsgebenden zurückgreifen:
- Wissenschaft, Technologie, Innovation und Digitales: Aaron Best (Ecologic Institut)
- Jugendbeteiligung und zukünftige Generationen: Alina Reize (Deutsche Jugenddelegierte zur Generalversammlung der Vereinten Nationen)
- Suffizienz und Ressourcenschutz: Daniel Eckert (Umweltstiftung Michael Otto)
In der finalen Plenumsdiskussion „Was sind die nächsten Schritte? Entwurf einer Roadmap bis 2030“ gab Dr. Marianne Beisheim (SWP) einen Überblick über den Follow-up-Prozess zum Zukunftsgipfel und moderierte die anschließende Diskussion der Ergebnisse aus den Workshops.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Sprecher*innen und Teilnehmenden für Ihr Engagement und die spannenden Beiträge sowie beim Team des Ecologic Instituts für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und die tolle Kooperation!